Human Rights Law Clinic
Die Human Rights Law Clinic Bern ist eine innovative Lehrform der Departemente für öffentliches Recht und für Strafrecht der rechtswissenschaftlichen Fakultät. Sie soll durch ein fallbasiertes Seminar und den Erfahrungstransfer zum Aufbau bzw. Betrieb einer Legal Clinic erweitert werden.
16. September 2024
Das Projekt in Kürze
Die Human Rights Law Clinic Bern bietet angehenden Juristinnen und Juristen seit 2017 die Gelegenheit, bereits während des Studiums an realen Fällen zu arbeiten. Im vorliegenden Projekt soll zusätzlich zur eigentlichen Law Clinic ein fallbasiertes Seminar konzipiert werden, in welchem Studierende aufbereitete Fälle aus der Law Clinic problemorientiert bearbeiten. Zudem soll ein Erfahrungstransfer zum Aufbau und Betrieb einer Legal Clinic etabliert werden.
Ziele & Nutzen
Das Projekt zielt auf die Erweiterung der Law Clinic durch ein fallbasiertes Seminar, in welchem aufbereitete Fälle aus der Law Clinic problemorientiert bearbeitet werden und durch die Etablierung eines inner- und ausserfakultärer Erfahrungstransfers zum Aufbau und Betrieb einer Legal Clinic (Bereitstellen von Know-How). Daraus ergibt sich folgender Nutzen:
- für Studierende: Sie können an einem interessanten fallbasierten Seminar mit problemorientiertem Ansatz teilnehmen und erhalten dabei Zugang zu Erkenntnissen aus und Kontakt zu realer Fallarbeit (Praxisbezug).
- für Dozierende: Die Erfahrungen und Erkenntnisse aus der Law Clinic können bei weiterhin aufrechterhaltenem Law Clinic Betrieb einem weiteren Publikum zugänglich gemacht und durch den inner- und ausserfakultärer bzw. interdisziplinärer Austausch neue Ideen für Verbesserungen von Legal Clinics entwickelt werden.
- für Fakultät / Universität: Durch das fallbasierte Seminar kann ein grösserer Kreis von Studierenden anhand echter Fälle praxisnah arbeiten und sich dadurch nicht zuletzt auch angemessen auf die späteren Anforderungen in der Berufspraxis vorbereiten (praxisnahe, innovative Lehre; gelebte Interdisziplinarität; engagiertes Lernen; nutzbares Netzwerk). Durch das Projekt wird Know-How für den Aufbau bzw. Betrieb weiterer Legal Clinics und fallbasierter, problemorientierter Seminare verfügbar gemacht. Der Transfer dient auch der Stärkung der Vernetzung mit nationalen und internationalen Stakeholdern und der Schaffung von Synergien und Sichtbarkeit. Legal Clinis sind ein Aushängeschild – sie sind in vielen anderen Ländern bereits fester Bestandteil eines zeitgemässen rechtswissenschaftlichen Curriculums.
Lehrangebot & Didaktik
Im fallbasierten Seminar soll mit ausgewählten abgeschlossenen Fällen aus der Law Clinic, die dafür geeignet sind und speziell aufbereitet (insb. anonymisiert, evtl. punktuell vereinfacht oder verkürzt etc.) werden, problemorientiert gelernt werden. Die Arbeit in der Law Clinic wird quasi simuliert: Die Teilnehmenden des Seminars sollen in Gruppen die wesentlichen Fragen eines echten Falls selbständig (begleitet) erarbeiten, die erforderlichen Schritte unternehmen und den Vorgang reflektieren. Im Unterschied zur Arbeit in der Law Clinic haben die Teilnehmenden des Seminars aber bspw. nicht mit rechtsuchenden Personen zu tun und die erstellten Produkte werden über das Seminar hinaus nicht (in einem Verfahren) verwendet. Die Fälle im Seminar werden zudem kontrollierter, in einer teilweise verkürzten Version und über eine kürzere Zeitdauer (insb. ohne Unterbrechungen, Fristenläufe etc., die ein laufendes Verfahren mit sich bringt) gelöst.
Wir erwarten als zusätzlichen bzw. verstärkten Lernerfolg, dass eine grössere Anzahl von Studierenden praxisnahe, problemorientierte Lehre erfahren kann. Neben wichtigen Kompetenzen, die dadurch erworben werden können, sollen die Studierenden auch zusätzliche Motivation finden, für die in der Law Clinic vertretenen Fächer und spätere Tätigkeiten in diesen Fachgebieten, aber auch allgemein für das Engagement im Bereich der Menschenrechte.
Zudem erwarten wir, dass es weiteren Disziplinen der Fakultät bzw. der Universität Bern durch das Bereitstellen von Know-How, von Vorlagen und Mustern leichter fallen wird, eigene (Legal) Clinics aufzubauen und zu betreiben bzw. fallbasierte, problemorientierte Seminare durchzuführen. Von unseren Erfahrungen könnten andere (Legal) Clinics profitieren, indem wir etwa für zahlreiche Herausforderungen bereits Lösungen gefunden, die Effizienz von vielen Prozessen bereits optimiert haben und erprobte Mustervorlagen zur Verfügung stellen. Gerade in der Aufbauphase einer (Legal) Clinic dürfte die Nutzung dieser Erfahrungen eine deutliche Erleichterung und Entlastung darstellen. Es wäre darüber hinaus denkbar, die für das fallbasierte Seminar aufbereiteten Fälle als vereinfachte Sachverhalte auch als Grundlage für Übungen im öffentlichen Recht und/oder im Strafrecht zu nutzen.
Dissemination & Nachhaltigkeit
Das Projekt wird zum einen über die bestehenden Kanäle bekannt gemacht. So betreibt die Law Clinic eine eigene Website Human Rights Law Clinic, auf der aktuelle Informationen, Tätigkeiten und Fallerfolge der Law Clinic nach aussen kommuniziert werden. Auch in Fachpublikationen und Medien ist die Law Clinic präsent (etwa im «Plädoyer», im «ius.full», im Sammelband «Aufbruch, Potenzial und Verantwortung. Zur Zukunft der rechtswissenschaftlichen Ausbildung», in der «woz», oder auch in der bärner studizytig). Zum anderen werden wir an Fakultäts- und an Institutssitzungen, über die einschlägigen E-Mail-Verteiler (insb. Dozierende) und an Vernetzungstreffen über das Projekt informieren. Wir vernetzen uns zudem momentan stark mit anderen Legal Clinics in der Schweiz und Europa zwecks Stärkung der Sichtbarkeit und Schaffung eines interuniversitären Austauschs.
Die Law Clinic ist in den Departementen Öffentliches Recht und Strafrecht angesiedelt als Lehrveranstaltung, die jedes Semester angeboten wird und bereits gut etabliert ist. Die Nachfrage bei den Studierenden ist gross. Die Koordinationsstelle der Law Clinic, konstant besetzt durch zwei wissenschaftliche Mitarbeitende, sorgt für eine fortlaufende Planung und Verstetigung sowie für die Weitergabe des erworbenen Know-Hows. Nachdem Gesamtkonzept, Leitlinien, Vorlagen erstellt, der Pilot des Fallseminars erfolgreich durchgeführt ist und eventuelle erforderliche Anpassungen vorgenommen wurden, können die erarbeiteten Grundlagen zukünftig ohne weiteren grösseren Aufwand von der Law Clinic selbst und auch von weiteren (entstehenden) Legal Clinics und ähnlichen Gefässen an der Universität Bern verwendet bzw. adaptiert werden.
Umsetzung
Folgende Meilensteine sind im Projekt vorgesehen:
- September 2024: Kick-off und Instruktion der Mitarbeitenden
- Oktober 2024: Erstellen des Gesamtkonzepts (inkl. Feinplanung des Vorgehens)
- November 2024: Entwicklung Leitlinien und Vorlagen (insb. Ablauf und Ausgestaltung des Fallseminars sowie Auswahl geeigneter Fälle)
- Januar/Februar 2025: Aufbereitung der Fälle («Fallpool»); Organisation des Fallseminars
- Januar/Februar 2025: Abschluss nötiger Vereinbarungen; Vorbereitung der Translation (Sammeln Bedürfnisse, Aufgleisen Austauschgefäss, Planung des Know-how-Transfers)
- Januar/Februar 2025: Entwicklung der Evaluationsinstrumente
- April/Mai 2025: Durchführung des Pilots
- Juni/Juli 2025: Zusammentragen der Ergebnisse und Auswertung, Translationsleistungen (Erstellen Muster, Vorlagen, Checklisten; Austausch)
- Ende FS 2025: Erforderliche Anpassungen für weitere Durchführungen; Abschluss dafür nötiger Vereinbarungen
Grundlagen
Basis dieses FLE-Projekts bildet das FIL-Projekt «Human Rights Law Clinic Bern». Die Law Clinic ist eine Lehrveranstaltung, die in Zusammenarbeit der Departemente für Öffentliches Recht und Strafrecht an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät durchgeführt wird.
Die Entwicklung der Human Rights Law Clinic wird 2024 / 2025 vom Vizerektorat Lehre der Universität Bern im Rahmen von FLE – Fakultäre Lehrentwicklung (ehemals «FILFLE») unterstützt. Hier finden Sie Informationen zum Förderangebot.